Ich trage Schmuck – Na klar!

Ich trage Schmuck – Na klar!

Doch warum eigentlich der „Ich“- Bezug im Titel? Ich selbst habe doch mit dem Ganzen gar nichts zu tun! Oder doch …?

Ich trage Schmuck, Schmuck und Fotografie
– ein Ausstellungstitel, der neugierig macht, weil man zunächst nicht so ganz genau weiß, was man zu erwarten hat. Sind es Fotografien von Schmuckstücken im herkömmlichen Sinn? Ist es Schmuck, in dem (neben anderen Materialien) auch Fotos verarbeitet sind? Die Antwort ist ganz einfach: es werden sowohl Schmuck als auch Fotografien von (oder besser mit) Schmuckstücken gezeigt und dieses Nebeneinander macht die Ausstellung erst wirklich interessant.

So gibt es einige Objekte gleich zweimal: neben den „Originalen“ in den Vitrinen sind an den Wänden Porträts von „Schmuck-trägern“ zu sehen – wie die Schmuckstücke selbst ganz unterschiedlich und aus dem jeweiligen Blickwinkel der beteiligten Fotografen.

Acht Schmuckkünstler und -künstlerinnen (Doris Betz, Georg Dobler, Christiane Förster, Elisabeth Krampe, Susanna Kuschek, Johannes Oppermann, Sabine Steinhäusler, Silke Trekel) und vier Fotografen (Stefan Diller, Ioni Laibarös, Harald Rumpf, Bruno Weiß) haben sich an diesem neuen Projekt des Forums für angewandte Kunst beteiligt. Ohne eingrenzende Vorgaben durch die Veranstalter wurden die Fotografen gebeten, Arbeiten von jeweils zwei Schmuckkünstlern zu fotografieren. Festgelegt waren lediglich die beteiligten Personen – wer zu wem fand, war offen. Ebenso offen war das jeweilige Konzept, das die Fotografen ganz individuell überlegten und umsetzten. Ein gewagtes Projekt, denn niemand wußte genau, was wirklich am Ende herauskam. Herausgekommen ist eine „andere“ Ausstellung. Eine Ausstellung, in der der Besucher den Schmuck zwar nicht anfassen kann, da er der Präsentation in einem Museum entsprechend in Vitrinen liegt, ihn auf den Fotografien jedoch in der „realen Welt“, in der er getragen wird, wiederfindet. Durch die Gegenüberstellung beider Medien ergeben sich neue Fragestellungen, wobei der Schmuck in das Spannungsfeld zwischen künstlerischem Objekt und Gebrauchsgegenstand gerückt wird.

Schmuck ist ein Bestandteil unserer täglichen Wirklichkeit, er trägt direkt und unmittelbar zum Erscheinungsbild des Menschen bei. Allerdings verlangt er von demjenigen, der ihn anlegt, Identifikation. Sein Träger muß sich zu Form und Wirkung bekennen, denn er will sich ja wie das Wort schon sagt mit ihm „schmücken“, trägt ihn wie die eigene Haut zu Markte…

Dr. Petra Krutisch
Germanisches Nationalmuseum